13.06.2015 Vor Ort wird vieles entschieden

MÖRLENBACH. Die Bedeutung der Kommunalpolitik, die Freude und Genugtuung der ehrenamtlich Mitwirkenden stand im Mittelpunkt eines Vortrags- und Diskussionsabends, zu dem der örtliche SPD- und der Grünen-Verband gemeinsam in den Rosensaal des Bürgerhauses geladen haben. Als Referent gewannen sie Michael Siebel, den Vorsitzenden der Akademie für politische Bildung in Wiesbaden, Mitglied des Landtags für die SPD aus Darmstadt. Er vertrat auch die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik Hessen, die Fortbildungen und Beratungen für Kommunalpolitiker durchführt. Solche Verbände unterhalten im Übrigen alle Parteien, wie der Referent schnell vorausschickte.

Eine Lanze für die Mitarbeit in der Kommunalpolitik brach der Referent Michael Siebel. Bild: Kopetzky

Über Parteigrenzen hinweg war die Veranstaltung gedacht, wie Detlev Haas (SPD) versichert. „Das Thema geht uns alle an.“ Es geht um die Gewinnung von Mitstreitern und um eine bessere Vernetzung der ehrenamtlich Tätigen in einem Gemeingefüge. Hass saß neben Klaus Weber (Grüne) als Mitveranstalter am Podium. Der Referent selbst hat seine Freude, seinen inneren Antrieb, die Lust am Mitgestalten noch längst nicht verloren, wie er kundtat: „Mein Herz schlägt immer weiter für die Kommunalpolitik.“ Als Beispiel führte er das nicht einfache und langwierige Unterfangen einer Bordsteinabsenkung vor einem Altersheim an. Als es nach Jahren endlich so weit war, durfte er sich der Dankbarkeit der Bewohner sicher sein.

Von ähnlichen Erfahrungen und Erlebnissen durften auch die Anwesenden, zum Teil über Jahrzehnte tätigen Mörlenbacher Kommunalpolitiker berichten; sei es in der Gemeindevertretung oder in den Ortsbeiräten. Für deren praktische Arbeit vor Ort, aber auch für die Gewinnung von Mitstreitern hatte der Referent jede Menge Tipps parat. Allen Erklärungen und Schilderungen aus dem Auditorium war die Nähe zu den Mitbürgern und zu Themen zu entnehmen, die viele direkt berühren: Infrastruktur, der Zustand der Straßen, die Qualität des Wassers, die schonende und umweltgerechte Entsorgung von Abwasser und Müll. Empathie wurde dann auch als eine der vortrefflichsten Eigenschaften eines Kommunalpolitikers erachtet, neben seiner Fähigkeit, Kompromisse einzugehen, und seiner Bereitschaft, sachlich und fachkundig gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten.

Als hätte er von dem jahrzehntelangen Streit um die Ortsumgehung von Mörlenbach gewusst, sagte Siebel zum Thema Straßenbau: „Kein hessischer Wirtschafts- und Verkehrsminister wird ein Straßenbauprojekt vor Ort unterstützen, wenn sich dafür nicht über Legislaturperioden hinweg klare Mehrheiten vor Ort abzeichnen.“

Das war nur ein konkretes Beispiel: „Zentrale Entscheidungen über alle wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen, Fragen der Bildung, zur Jugend- und Seniorenarbeit werden in der Kommune getroffen“, lautete eine seiner Kernaussagen, und: „Kommunalpolitik ist eine zentrale Steuerungsvariable zur Realisierung von Wahlbeteiligung.“

Diese Aussagen untermauerte er mit Umfrageergebnissen, wonach die Kommunalpolitik noch immer ein relativ hohes Ansehen in Fragen der Glaubwürdigkeit genieße: „Kommunalpolitik ist direkt. Abgehobenheit kennen Aktive der Kommunalpolitik nicht“, brach der Referent abschließend eine Lanze für ehrenamtliche Tätigkeit in den Gremien, Gemeindevertretungen und Ortsbeiräten, für Beteiligung und Teilhabe. mk

 

Quelle: OZ vom 12.06.2015